Natür­lich kauft nie­mand die Katze im Sack. Und kei­ner bucht eine freie Tex­te­rin, ohne sich vor­her mit ihr aus­ge­tauscht zu haben. Des­halb kön­nen mich poten­ti­el­le Kun­den vor einer Zusam­men­ar­beit anru­fen oder mit mir zoo­men, um abzu­ste­cken, ob ich die rich­ti­ge Tex­te­rin für die neue Web­site oder die Social-Media-Bei­trä­ge bin.

Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, wie sehr sich diese Gesprä­che doch immer ähneln – Men­schen, die eine freie Tex­te­rin fin­den wol­len, treibt eben Ähn­li­ches um. Des­halb habe ich die gän­gigs­ten Wort­wech­sel mal hier zusam­men­ge­tra­gen. Ach­tung: Die­ses Gespräch hat so nie statt­ge­fun­den (bedeu­tungs­vol­les Hän­de­fuch­teln). Außer in sei­nen Ein­zel­tei­len ;-).

 

Lüne­burg. Das Smart­phone klin­gelt. Die frei­be­ruf­li­che Tex­te­rin Lena Block lässt ein­mal die Nacken­wir­bel kna­cken und nimmt ab.

„Guten Tag Frau Block, wir sind das Unter­neh­men Mus­ter­mann. Wir stel­len Bei­spiel­pro­duk­te her und suchen eine freie Tex­te­rin, und ich hab Sie zufäl­lig im Inter­net gefun­den.“

„Zufäl­lig?“

„Bitte?“

„Viel­leicht weni­ger zufäl­lig, als Sie den­ken, son­dern eher Dank mei­ner Such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rung.“

„Ach so! Ja genau, wegen SEO rufe ich auch an. Also Ihre Wer­be­agen­tur ist ja in Lüne­burg, ne? Tex­ten Sie dann auch nur für die Lüne­bur­ger Regi­on?“

„Eine ganze Wer­be­agen­tur bin ich eigent­lich nicht, son­dern „nur“ freie Tex­te­rin. Aber ja, ich arbei­te von Lüne­burg aus. Das ist aber für eine Zusam­men­ar­beit egal.“

 „Ist das denn nicht essen­zi­ell für gute Texte, dass man sich vor­her mal irgend­wie ken­nen­ge­lernt hat?“

„In den meis­ten Fäl­len rei­chen Video­kon­fe­ren­zen, Gesprä­che und mein Fra­ge­bo­gen, um ein Gefühl für den Kun­den zu bekom­men.“

 „Gut. Wir sit­zen näm­lich in Fulda. Und brau­chen neue Texte für unse­re Web­site. Kön­nen wir einen kos­ten­lo­sen Pro­be­text von Ihnen haben, damit wir wis­sen, ob wir zusam­men­pas­sen?“

„Och, Herr Mus­ter­mann.“

„Hm?“

„Kos­ten­lo­se Pro­be­tex­te waren frü­her mal üblich. Aber sowas mache ich nicht. Sie kön­nen auf mei­ner Web­site, auf Insta­gram und an mei­nen Refe­ren­zen sehen, wie ich texte. Das ver­schafft Ihnen einen guten Ein­druck. Ich arbei­te nicht umsonst.“

„Ja, aber ich weiß ja nicht, ob Sie auch UNSERE Tona­li­tät tref­fen.“

„Na ja, Sie gehen doch auch nicht ins Restau­rant und sagen, ich weiß ja gar nicht, ob mir IHR Schnit­zel schmeckt, des­halb hätte ich gern erst­mal einen Hap­pen gra­tis.“

„Hmmm.…“

„Außer­dem gibt’s bei mir immer eine Kor­rek­tur­stu­fe inklu­si­ve.“

„Na gut. Was haben Sie als freie Tex­te­rin denn für Cent-pro-Wort-Prei­se?“

„Auch das mach ich nicht.“

„Aber so ver­rech­nen freie Wer­be­tex­te­rin­nen doch.“

„Nein, nur man­che, und es ist auch nicht emp­feh­lens­wert. Diese Art der Ver­gü­tung finde ich nicht wert­schät­zend und es bläht Texte auch nur unnö­tig auf.“

„Aber ich bezah­le Sie doch nach der Menge des Tex­tes, Frau Block.“

„Sie bezah­len mich für die Trans­fer­leis­tung. Für die 15 Jahre Text­erfah­rung, dank derer ich Ihre Web­site in kur­zer Zeit texte.“

„In kur­zer Zeit, sehr gut. Also kann ich mit dem Text im Lauf der nächs­ten Tage rech­nen?“

„Na also erst­mal muss ich ja noch die ande­ren Kun­den ver­arz­ten, die schon län­ger an Bord sind; so kurz­fris­tig geht das nicht.“

„Hehee.“

„?“

„Da fiel mir jetzt spon­tan ein Wort­spiel zu ein, aber lie­ber nicht.“

„Schie­ßen Sie los!“

„Ach, Sie als freie Tex­te­rin, da bla­mier ich mich ja.“

„Das sagen meine Freun­de auch immer. Aber ich mach doch nicht den gan­zen Tag Wort­wit­ze, nur weil ich Tex­te­rin bin.“

„Also wie lange dau­ert denn so ein Web­site-Pro­jekt bei Ihnen?“

„Das kommt drauf an. Ist wie Ping Pong. Je zügi­ger wir uns den Ball gegen­sei­tig zuspie­len, desto schnel­ler wer­den wir fer­tig sein.“

„Was muss ich denn machen?“

„Na, mich briefen…den Fra­ge­bo­gen ausfüllen…Input zur Ver­fü­gung stel­len und Kor­rek­tu­ren zusen­den und so.“

„Okay. Lay­out machen Sie nicht, oder?“

„Dafür hab ich eine Design-Part­ne­rin, die ich bei Bedarf mit ins Boot hole.“

„Also hab ich da doch ne klei­ne Wer­be­agen­tur gefun­den.“

„Na ja, eher eine freie Tex­te­rin mit Netz­werk. Ich würd Ihnen dann erst­mal meine Preis­lis­te und die AGB zuschi­cken, in Ord­nung?“

„Ich woll­te jetzt eigent­lich schon mal was über die Key­words erzäh­len.“

„Ver­ste­he ich sehr gut, aber schau­en Sie sich bitte zunächst meine Kon­di­tio­nen an. Stel­len Sie sich vor, Sie erzäh­len mir jetzt schon alles und mer­ken dann bei einem Blick auf mein Ange­bot, dass Ihnen da was nicht zusagt. Dann haben Sie Ihre Zeit umsonst inves­tiert.“

„Und Sie auch.“

„Ja, ich auch, aber ich dach­te, ich bleib mal bei Ihrer Per­spek­ti­ve.“

„Okay, ver­steh ich. Dann machen wir es so rum. Danke schon mal für das Gespräch, Frau Block!“

„Herr Mus­ter­mann?“

„Ja?“

„Nun sagen Sie doch noch­mal Ihr Wort­spiel.“

„Nein.“

„Och, büdde, kom­men Sie! Herr Mus­ter­mann…!“