Wenn du gerade deine Website-Texte erstellst und diesen Blog liest, Gratulation – denn auch wenn du hier und da unsicher beim Schreiben bist, auf diesen einen Fehler wirst du die Texte als erstes prüfen.

 

 

Lass uns dazu ein paar x-beliebige Startseiten von Websites anschauen – du wirst sehen, dass dir dort immer wieder derselbe Satz begegnet. Ein Satz, der da überhaupt nicht hingehört.

Ich nenne ihn den Wir-versuchen-es-seit-vielen-Jahren-Satz. Dabei wollen Selbständige und Unternehmen mit einer Website doch eigentlich Kunden generieren.

Aber wie es eine aktuelle Studie* so treffend beschreibt:  

 „95 Prozent der Webseiten haben Optimierungsbedarf.(…)Selbstständige, kleine Unternehmen und Mittelständler verspielen Chancen durch einen schlechten Internetauftritt.(…)“

Und das hat auch damit zu tun, dass die Website-Texte voller Fehler sind.

Ich habe grad mal ein paar Dienstleister bei Google eingegeben, mich durch die Ergebnisse gescrollt und die Startseiten verglichen.

Hier drei Sätze von drei verschiedenen Startseiten:

„Unsere Priorität ist es seit 10 Jahren, Ihnen trotz der heutigen schnelllebigen Zeit zu beweisen, dass sich die zuverlässige Qualitätsarbeit vom Spezialisten finanziell bezahlt macht.“

„Als traditionsbewusstes Unternehmen ist es unser Anliegen, für unsere Kunden maßgeschneiderte Lösungen zu finden und diese umzusetzen. Wir verfolgen dieses Prinzip seit mehr als 150 Jahren!“

„Das Mustermann Büro ist ein dem Auktionshaus angegliedertes Unternehmen mit Sitz am Elbeweg. Ziel ist es, unsere Kunden ebenso verlässlich, professionell und vertrauensvoll zu unterstützen, wie wir es seit fast drei Jahrzehnten tun.“

 

Klingt irgendwie alles ähnlich, oder? Warum ist das jetzt ein Wir-versuchen-es-seit-vielen-Jahren-Satz und warum ist der problematisch?

Dazu machen wir uns erstmal bewusst, was Besucher überhaupt auf einer Website wollen. Die meisten haben ein Problem oder eine Herausforderung und suchen nun nach einer Lösung dafür in Form einer Dienstleistung oder eines Produkts. 

Vielleicht hilft nichts gegen ihre fiesen Rückenschmerzen. 

Vielleicht suchen sie seit Monaten ein Haus für die vierköpfige Familie.

Vielleicht wollen sie ihr Business endlich sichtbar machen und Ads schalten.

Alle Kunden haben ein Bedürfnis, einen “Schmerz”, einen Pain Point.

Was sie nicht haben, ist Geduld oder ewig Zeit beim Suchen. Die Lösung muss schnell her. Das Leben soll wieder leichter werden durch einen gesunden Rücken / ein schönes Haus / viele Kundenanfragen durch Ads.

Das ist die Perspektive der potentiellen Kunden.

Und jetzt landen sie auf diesen Startseiten und lesen Texte, in denen die Unternehmen alle eins tun: um sich selbst kreisen. Sie erzählen von sich selbst und wie lange es sie schon gibt.

Statt

Wir finden für Sie die Immobilie, in der sich Ihre Familie wohlfühlt

oder

Endlich schmerzfrei durch die 5-Tage-Therapie

wird dort erstmal ausgebreitet, wo das Unternehmen sitzt, wie viele Jahre es auf dem Buckel hat und welche Ziele es verfolgt. Fühlt man sich so in potentielle Kunden ein? Klares Nein.

Und weil das die Leser auf einer Startseite nicht interessiert, werden sie höchstwahrscheinlich zu einem anderen Anbieter gehen und dort ihr Glück suchen.

Dabei passiert dieser Fehler natürlich nicht in böser Ansicht oder aus Egoismus, wenn Website-Texte formuliert werden. Bestimmt haben sich alle Verfasser vorher Gedanken gemacht, wie man am besten Kunden über eine Website gewinnen kann. Und was ihnen einfiel, war das Naheliegende; das, womit sie sich auskennen – sie selbst. Also schreiben sie darüber.

Aber über sich selbst erzählen kann man ja immer noch auf der Über-uns-Seite.

Dafür ist die schließlich da.

Und die Jahresangaben? Ich denke, damit wollen Unternehmen verdeutlichen, dass sie besonders erfolgreich sind, weil es sie eben schon lange gibt.

Aber das interessiert die Leser mal so gar nicht. Das ist kein Inhalt für die Startseite. Oder gar den Above-the-fold-Abschnitt, also den obersten Teil der Startseite, der ohne zu scrollen sichtbar ist und der wichtigste Abschnitt überhaupt ist. Hier entscheiden Besucher innerhalb von drei Sekunden**, ob sie auf der Website bleiben oder woanders weitersuchen.

Warum aber habe ich jetzt das Problem den Wir-versuchen-es-seit-vielen-Jahren-Satz genannt? Dass die Absender meistens nur über sich selbst reden („Wir“) und dabei noch jede Menge Daten bemühen („seit Jahren“), habe ich jetzt deutlich gemacht.

Welchen Fehler aber noch alle in ihre Website-Texte ballern: Niemand scheint so wirklich überzeugt von sich. Alle versuchen immer nur.

Unsere Priorität ist es (…) zu beweisen…

(…)Ist es unser Anliegen (…) Wir verfolgen (…)

Ziel ist es (…)

 

Alle bemühen sich ganz hart und wollen ganz doll, aber schaffen sie es auch? Warum nicht selbstbewusst auftreten und sagen

Wir beweisen Ihnen (…)

Wir finden für unsere Kunden (…)

Wir unterstützen unsere Kunden (…)

 

Das klingt doch gleich viel selbstbewusster. Lesern ist der Unterschied vielleicht nicht direkt bewusst, aber sie merken, ob da jemand positiv und dynamisch formuliert oder nicht.

Mit “Vielleicht schaffen wir das ja” gewinnst du keine Kunden.

Die direkte Formulierung (Subjekt, Prädikat, Objekt) würde auch die ganzen unnötigen Verschwurbelungen (Priorität, Anliegen, Ziel) überflüssig machen.

Von den Floskeln (Qualitätsarbeit, maßgeschneidert, professionell) mal ganz zu schweigen.

 

Was kannst du also tun, um die Perspektive deiner Kunden einzunehmen und sie besser anzusprechen?

Na ja, es ist deine Zielgruppe – bestimmt weißt du, was sie bewegt und zu dir führt. Greif das auf und schreib darüber! Manchmal passiert es auch, dass wir automatisch über uns schreiben und gar nicht weiter drüber nachdenken, obwohl wir an der gleichen Stelle genauso etwas über unsere Kunden sagen könnten.

Knöpfe dir einzelne Sätze vor und versuche, die Perspektive umzuwandeln. Weg von dir, hin zu deiner Zielgruppe.

Ein paar Beispiele für typische Fehler auf Webseiten:

Ich bin seit 13 Jahren eine erfahrene Designerin.

Wandel das um in

Nutze meine langjährige Erfahrung und lass dir ein Logo kreieren, das wirklich zu dir passt!

Noch ein Beispiel:

Unser Team ist stets professionell und verlässlich.

Was hat der Kunde davon? Vielleicht das hier:

Sie haben bei uns immer einen Ansprechpartner, der Ihnen all Ihre Fragen beantwortet.

Gleicher Inhalt, aber interessanter für den Leser.

 

Du kannst die Kundenperspektive auch einfangen mit

Bestimmt kennen Sie (…)

Lerne, wie du (…)

Wie wäre es, wenn (…)

 

Was lernen wir daraus?

Fehler auf Webseiten können alles Mögliche sein – eine verwirrende Menüstruktur, altbackenes Design, langsame Ladezeiten, kaum Fotos vom Dienstleister. Aber eine schlechte Website entsteht eben oft dann, wenn die Texte voller inhaltlicher und stilistischer Fehler sind.

Viele Textfehler kannst du schnell beheben, z. B. wenn dir Absätze und Zwischenüberschriften fehlen oder du noch Handlungsaufforderungen hinterher einfügst. Und wenn du den Wir-versuchen-es-seit-vielen-Jahren-Satz vermeidest, hast du schon viel gewonnen ;-).

 

 

 

 

*Das Örtliche & Search & Information Industry Association

**Studie der Missouri University of Science and Technology (2012)

 

 

 

 

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