Um auf der Web­site auch Per­sön­lich­keit zu zei­gen, ent­schei­den sich viele Unter­neh­men für ver­meint­lich „posi­ti­ve“ Adjek­ti­ve in den Tex­ten. Das kann aber schnell nach hin­ten los­ge­hen und in Flos­keln enden. Zum Glück gibt’s ande­re Mög­lich­kei­ten.

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Der Autor Mark Twain sagte ein­mal: „Wenn Sie ein Adjek­tiv sehen, brin­gen Sie es um.“ Und Recht hatte er. Denn dass es die Adjek­ti­ve sind, die beson­ders viel Per­sön­lich­keit trans­por­tie­ren, stimmt so nicht ganz.

Eigent­lich ist es ja posi­tiv zu wer­ten, wenn Unter­neh­men sich bewusst für viele Adjek­ti­ve im Text ent­schei­den. Denn dann wis­sen sie, wie wich­tig es ist, sich auf der Web­site zu beschrei­ben und beim Leser Sym­pa­thie zu erzeu­gen. Sie machen sich Gedan­ken dar­über, wie sie rüber­kom­men wol­len und was Kun­den in ihnen sehen.

Die Über-mich/uns-Seite zum Bei­spiel ist eine der meist­ge­le­se­nen Unter­sei­ten auf Web­sites. Bei man­chen Fir­men­prä­sen­zen fehlt sie aber kom­plett.

Dabei pro­fi­tie­ren Unter­neh­men genau­so wie Solo-Selb­stän­di­ge, wenn sie ihren Wer­de­gang beschrei­ben, die Phi­lo­so­phie der Firma erklä­ren oder die Team­mit­glie­der zu Wort kom­men las­sen. Sowas erzeugt Emo­tio­nen und Empa­thie. Und die sind für einen Kauf oder eine Zusam­men­ar­beit genau­so wich­ti­ge Ent­schei­dungs­kri­te­ri­en wie tro­cke­ne Fak­ten. Also:

Wenn Unternehmen sich selbst beschreiben, kommen sie doch um Adjektive gar nicht herum, oder?

Wir nen­nen sie ja nicht umsonst „Wie-Wör­ter“. Also wie ist jemand oder etwas. Haben wir ja alle in der Schu­le gelernt.

Schau­en wir uns mal fol­gen­de „posi­ti­ve“ Adjek­ti­ve an:

Pro­fi­tie­ren Sie von unse­rer hoch­wer­ti­gen Arbeit.

Unse­re kom­pe­ten­ten Mit­ar­bei­ter sind immer für euch da.

Ein­zig­ar­ti­ger Genuss ver­spricht Ihnen unse­re inter­na­tio­na­le Küche.

Wir sind ein sym­pa­thi­sches Team aus erfah­re­nen Coa­ches.

Das sind typi­sche Sätze, wie man sie oft auf Web­sites von klei­ne­ren und mitt­le­ren Unter­neh­men fin­det. Die Adjek­ti­ve sol­len den Leser für die Unter­neh­men gewin­nen: kom­pe­tent, ein­zig­ar­tig, sym­pa­thisch.

Auf den ers­ten Blick klingt das auch alles ganz toll und glit­zernd. Aber tat­säch­lich haben sol­che Adjek­ti­ve in Wer­bung und Wer­be­tex­ten den glei­chen nega­ti­ven Effekt wie Flos­keln und Phra­sen. Denn:

Adjektive fassen bloß zusammen, was erklärt werden muss.

Sie haben aber über­haupt kei­nen Aus­sa­ge­wert.

„Hoch­wer­tig“ ist zu all­ge­mein und kann alles Mög­li­che bedeu­ten.

„Kom­pe­tent“ behaup­tet nur irgend­et­was.

„Ein­zig­ar­tig“ erzeugt kein Bild vorm inne­ren Auge.

„Sym­pa­thisch“ macht nicht sym­pa­thisch, nur weil man es sagt.

Das meint auch der berühm­te Satz „Show, don’t tell“, also dass man etwas zei­gen, nicht erzäh­len soll. Und das gilt nicht nur für Adjek­ti­ve in der Wer­bung. In der Bel­le­tris­tik oder dem Jour­na­lis­mus sind sie genau­so fehl am Platz.

Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass diese gan­zen Adjek­ti­ve wie „exklu­siv“ und „ein­zig­ar­tig“ ziem­lich bil­lig wir­ken, wenn dazu nicht erklärt wird, was damit über­haupt gemeint ist.

Somit sind es also keine posi­ti­ven Adjek­ti­ve, die Per­sön­lich­keit ver­mit­teln, son­dern wel­che, die Unter­neh­men kon­tur­los wir­ken las­sen. Dabei möch­ten sich Unter­neh­men ja von ande­ren abhe­ben und indi­vi­du­ell sein.

Leben­di­ge Texte, die aus­führ­lich auf das Unter­neh­men ein­ge­hen, einen Blick hin­ter die Kulis­sen zulas­sen und Details sicht­bar machen, blei­ben bei Lesern auch län­ger in Erin­ne­rung. Ganz nach dem Spruch

Erzähl mir, und ich werde vergessen. Zeig mir, und ich werde Anteil nehmen.

 

Hier noch ein paar Bei­spie­le:

Tex­te­rin Lena Block hilft dir kom­pe­tent und ein­zig­ar­tig.

Das ist eine Zusam­men­fas­sung, eine bloße Behaup­tung.

Tex­te­rin Lena Block erklärt, warum Adjek­ti­ve in Tex­ten für Unter­neh­men gar keine Per­sön­lich­keit trans­por­tie­ren und somit eigent­lich nega­tiv sind.

Das beschreibt etwas und sagt dir kon­kret, worum es geht.

Noch mehr Ver­glei­che:

Er war ner­vös. -> Zusam­men­fas­sung.

Er trom­mel­te mit den Fin­gern auf den Tisch. -> Zeigt uns etwas.

Wir machen unse­ren Job lei­den­schaft­lich. -> Erzählt nur etwas.

Wir neh­men uns für jede hand­ge­fer­tig­te Puppe meh­re­re Tage Zeit und ver­nä­hen die Kan­ten unterm Mikro­skop -> Ist anschau­lich.

Wir arbei­ten qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig. -> Zusam­men­fas­sung.

Wir ana­ly­sie­ren das Pro­blem mit Ihrem Com­pu­ter inner­halb von 10 Minu­ten und behe­ben es sofort im Anschluss, auch am Wochen­en­de. -> Nennt dem Leser den kon­kre­ten Mehr­wert.

Typi­sche „posi­ti­ve“ Adjek­ti­ve sind also:

Ein­ma­lig

Unver­gess­lich

Exklu­siv

unver­gleich­lich

Beson­ders

Unglaub­lich

Stark

Bezau­bernd

Qua­li­ta­tiv

spe­zi­ell

Diese Adjek­ti­ve würde ich nicht für Unter­neh­men ver­wen­den.

Hier auch zwei Klas­si­ker:

Wir sind stets freund­lich und zuver­läs­sig.

Zum einen soll­te das Vor­aus­set­zung sein und nichts, was extra erwähnt wer­den muss. Zum ande­ren soll­te die ganze Web­site Freund­lich­keit und Zuver­läs­sig­keit aus­strah­len – durch aus­führ­li­che nah­ba­re Texte, Team­fo­tos, voll­stän­di­ge Kon­takt­an­ga­ben und die anschau­li­che Dar­stel­lung der Zusam­men­ar­beit.

Es gibt eine Brand-Desi­gne­rin, die dar­auf ver­zich­tet, auf ihrer Web­site „Ich bin voll sym­pa­thisch“ zu schrei­ben. Statt­des­sen sagt sie:

Ich habe dau­ernd Angst. Davor, dass ich mei­nen Nach­barn im Haus­flur begeg­ne, wenn ich die Post hole, ich die Krü­mel nicht mehr aus der Tas­ta­tur raus­krie­ge, jemand sieht, dass ich im Auto laut mit­sin­ge, mir die Socken in den Stie­feln run­ter­rut­schen, coole Leute den­ken ich sei blöd und am meis­ten davor, dass ich nie­mals umset­zen werde, wovon ich träu­me, obwohl ich genau weiß, dass ich das theo­re­tisch kann.

Wir SEHEN diese Per­son alle vor unse­rem inne­ren Auge, wie ihr auf der Stra­ße die Socke run­ter­rutscht, nicht wahr?

Aber Ach­tung:

Es sind nicht grundsätzlich ALLE Adjektive fehl am Platz.

Nur die­je­ni­gen, die eine Zusam­men­fas­sung für etwas dar­stel­len, das man genau­so gut auf­drö­seln kann. „Acht­sam“, „nach­hal­tig“ oder „kon­struk­tiv“ zum Bei­spiel sind posi­ti­ve Adjek­ti­ve, die aber eine genaue­re Erklä­rung brau­chen.

Wenn da steht

Wir behan­deln Ihre Anfra­ge dis­kret

darf das auch ruhig so ste­hen blei­ben, denn unter „dis­kret“ kann sich jeder was Ent­spre­chen­des vor­stel­len.

Unse­re lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­ter

kann auch so gelas­sen wer­den, denn lang­jäh­rig ist nun mal lang­jäh­rig.

Also:

Für Unter­neh­men, die auf ihrer Web­site Per­sön­lich­keit zei­gen wol­len, sind ver­meint­lich posi­ti­ve Adjek­ti­ve keine gute Lösung. Aber wer sich Zeit für einen län­ge­ren Text nimmt, vom letz­ten Betriebs­aus­flug erzählt oder wie man hier Fami­li­en­freund­lich­keit und Nach­hal­tig­keit lebt, der ist schon auf dem rich­ti­gen Weg.

 

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